Geografien der Wahrnehmung
Mit der Programmreihe „SENSE“ erkundet das Radialsystem Machtverhältnisse innerhalb einer Geografie der Wahrnehmung. Aus der Perspektive von Choreografie, Bildender Kunst, Musik und Workshop-Formaten untersucht „SENSE“ ab dem Auftaktwochenende am 16., 17. und 18. Juli 2021 in vier Programmschwerpunkten bis zum Dezember 2022 eine verkörperte Praxis der sinnlichen Wahrnehmung. Die Programmreihe wird sich dabei auch der Frage widmen, wie die traumatische Erfahrung einer Pandemie auf unsere Sinne wirkt und gewirkt haben wird. Der doppeldeutige Titel der Reihe – Sense bedeutet sowohl Sinn wie auch Gefühl – verweist auf die in der westlich-aufklärerischen Wissenstradition gängige Unterscheidung von Denken und Fühlen – beziehungsweise Theorie und Praxis und stellt diese in Frage.
„SENSE“ verschiebt Orientierungspunkte auf der Landschaft sinnlicher Erfahrung und erweitert damit das Spektrum dessen, was wir als Wahrnehmung begreifen. Die Programmreihe verortet sich jenseits dominanter Narrative sinnlicher Erfahrungen und verändert den gefühlten und gedachten Ausgangspunkt für Wahrnehmung, um von dort aus zu neuen Erzählungen zu gelangen. Gleichzeitig lädt „SENSE“ dazu ein, einen kritischen Blick auf universelle Konzepte von Wahrnehmung und auf die daraus resultierenden Privilegien und Ausgrenzungsmechanismen gesellschaftlichen Zusammenlebens zu werfen.
Unter anderem mit Billy J. Bultheel, Kate McIntosh, Miriam Jakob & Jana Unmüßig, Nguyễn + Transitory, Sandhya Daemgen
„SENSE“ ist eine Veranstaltungsreihe des Radialsystems, gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Unterstützt durch die Radial Stiftung. Medienpartner*innen: Ask Helmut, ExBerliner, rbb Kultur und tip Berlin.
Chuquimamani-Condori & Joshua Chuquimia Crampton - SENSE presents Creamcake: 10/11
Chuquimamani-Condori und Joshua Chuquimia Crampton präsentieren am 4. Dezember im Rahmen von „SENSE presents Creamcake: 10/11“ eine Live-Musikperformance im Radialsystem, gefolgt von einer Vorführung ihres Films „Amaru's Tongue: Daughter“. Die Arbeit der beiden Geschwister und Musiker*innen ist geprägt vom traditionellen Wissen und kulturellen Praktiken der Aymara, einer der ältesten noch lebenden Volksgruppen Südamerikas. Ihre Klänge schöpfen aus dem Minimalismus der amerikanischen Westküste bis zur autochthonen Aymara-Musik aus den Anden.
Der 2021 entstandene Film „Amaru's Tongue: Daughter“ von Chuquimamani-Condori und Joshua Chuquimia Crampton ist eine Bewegtbild-Collage aus Super-8-mm-Film, Animation und archiviertem Ton- und Filmmaterial. Als Reflektion über Leben, Tod und Zeit aus der Perspektive der Aymara erzählt der Film von der verstorbenen Großmutter der beiden Künstler*innen, ihres dreijährigen Übergangs in den Tod und ihrer Verbundenheit mit der Andengöttin und raumzeitlichen Erdmutter Pachamama. Ein surrealer und beunruhigender Soundtrack von Joshua Chuquimia Crampton untermalt die kunstvolle und zuweilen amüsante Betrachtung von Ritualen und Zeremonien durch die Autorin und Regisseurin Chuquimamani-Condori.
„SENSE presents Creamcake: 10/11“ ist die erste Kooperation zwischen der in Berlin ansässigen interdisziplinären Plattform Creamcake und dem Radialsystem. Anlässlich des 10. bzw.11. Jubiläums (mit pandemiebedingter Unterbrechung) reflektiert Creamcake mit der Geburtstagsreihe „10/11“ Kunst, Kultur und Musik, die seit ihrer Gründung im Jahr 2011 mit und um sie herum entstanden, verschwunden oder weitergetragen wurde. Aus der Perspektive von Choreografie, Bildender Kunst, Musik und Workshop-Formaten untersucht die Programmreihe „SENSE“ im Radialsystem eine verkörperte Praxis der sinnlichen Wahrnehmung.
THE PRESSING — Performance von Dani Brown
Für ihre neue Solo-Performance „The Pressing“, die am 29. Juli bei der Festivalausgabe der Reihe „SENSE“ im Radialsystem Premiere feiert, entreißt die Performerin und Choreografin Dani Brown das Wort ‚CUNT‘ (dt. Fotze) dem Bereich der Vulgarität: In einer Welt der Spekulation, des Glaubens und der queeren Erzählung gibt sie sich selbst, ihren Körper, ihre Seele, ihren Intellekt und ihre choreografische Praxis einer sogenannten ‚CUNT‘-heit hin. Ausgehend von den physischen Qualitäten des weiblichen Sexualorgans sucht Brown nach Ausdrucksmöglichkeiten dieses anatomisch und sozial komplexen Organs – wie würde sich eine vulvaorientierte / fotzenzentrierte Performance anfühlen, anhören und wie aussehen?
Begleitet wird sie dabei von der eindringlichen Musik des Künstlers und DJs Justin F. Kennedy und seiner queeren Ode an die ‚CUNT‘ mit entspannten Tracks, historischen Samples und engelsgleicher Stimme. Das vom belgischen Designer Jan Fack entworfene Bühnenbild mit riesigen Blumenarrangements, kuratiert von Project Cultivation, ist inspiriert von den sinnlich üppigen und ebenso komplexen Vanitas-Gemälden des 16. und 17. Jahrhunderts.
Æffective Choreography — Performance von André Uerba
Wie fühlt sich unser Körper an? In einer Zeit, in der rasante Veränderungen, Gewalt und Chaos vorherrschen, erprobt der Choreograf und Performer André Uerba in seiner neuen Arbeit „Æffective Choreography“, die bei der Festivalausgabe der Programmreihe „SENSE“ im Radialsystem Premiere feiert, gemeinsam mit fünf Performer*innen und einer Musikerin Intimität als Praktik des Zusammenseins. Uerba lässt in der Performance die Grenzen zwischen Teilen und Rückzug, Bewegung und Stille, Schönheit und Täuschung gleichsam durchlässig und sichtbar werden: In einem langsamen Tempo begegnen sich die Performer*innen, stimmen ihre Körper aufeinander ab, versinken und verschmelzen ineinander – und geben sich dem gegenwärtigen Moment und seiner Verfeinerung hin.
In den intimen Gesten der Performer*innen entfaltet sich der Wunsch, Verborgenes sichtbar zu machen. Gemeinsam richten sie ihren Blick auf innere Landschaften, in denen Langsamkeit und Berührung im Fokus stehen – und ihre Körper einem Chor ähneln, der den Corpus der Gemeinschaft selbst hervorhebt.
Die Beschäftigung mit Intimität als Praktik begann André Uerba während seiner Arbeit an „Burn Time“ (2018) und setzte sie mit „Fire Starter“ (2019/20), „Inviting Moments of Stillness“ (2021) und „A hole the size of your touch“ (2021) fort. „Æffective Choreography“ markiert ein neues Kapitel in seiner Forschung und wird bereichert durch seine derzeitige Ausbildung in Körperarbeit am Institut für Somatisches Lernen, Sexualität und Körperarbeit (ISB Berlin).
KISS — Choreografie von Kasia Wolinska
Step, Glide, Turn, Stamp, Stomp, Hook, Box Step, Time Step, Two-Step, 3-Step, Indian step, Pas Debourree, Zulu Spin, Slide, Leg Swing, Side Swing, SideWalk, Swirl, Donkey Kick, Kick Ball Change, Chase, Jacking, Chasse, Fouette, Cramp Roll, Shuffle, Snake Feet, Wing, Heel-Toe, Jazz split, Double tap, Lofting, Corkscrew, Legwork, Thread back, Knee Hook, Twister, Lotus, Tip Tap Toe, Around the world, Criss Cross, Toe Touch, Knock, Popcorn, Salsa Step, Salsa Hop, Crossroads, Farmer, Peter Paul, Pow Wow, Gallop & Shuffle, Shuffle & Dodge, Roger Rabbit, Happy Feet…
„The key to longevity is learning every aspect of [dance] that you can“
Prince
„KISS“ für drei Tänzer*innen entwickelt sich entlang des posthum veröffentlichten Albums „Piano & A Microphone 1983“ von Prince. Die Choreografie von Kasia Wolinska, die bei der Festivalausgabe der Reihe „SENSE“ im Radialsystem Premiere feiert, zeigt Tanz als dynamische Kraft und Ausdruck intensiver Lebensfreude. Kompositorische und erzählerische Grundlage für „KISS“ ist zum einen Prince‘ bemerkenswertes Bewegungsrepertoire an unterschiedlichen Ästhetiken, zum anderen die Diversität der musikalischen Sprache des Albums. Die Choreografie spielt virtuos und heterogen mit Techniken, Qualitäten und Farben des Tanzes, um ihn in seinem affektiven Potenzial und seiner Musikalität zurückzuerobern – Tanz als bestärkende Erfahrung.
Sophie Utikal — Elemente aus „Full Melt Down“
Claire Lefèvre lud Sophie Utikal 2021 ein, szenografische Elemente aus der choreografierten Führung „Full Melt Down“, die Lefèvre für das K3 Kampnagel, Hamburg kreiert hat, zu entwickeln. Ein textiler Raum voller Intimität und Weichheit. Mittels Bildern, die man ertasten, streicheln oder hinter denen man sich verstecken kann, ist „Full Melt Down“ sowohl ein physischer als auch ein metaphorischer Ort. Es ist ein Raum, in dem Sanftheit zu einer Methode, einem Thema und einem Portal wird, durch das man sich (die) Arbeit vorstellen kann.
Sophie Utikal (1987, USA) wurde im selben Jahr geboren, in dem Gloria E. Anzaldúa „Borderlands“ veröffentlichte. Seitdem hat sie an vielen verschiedenen Orten gelebt. In ihrem Werk kombiniert Utikal Textilfragmente zu Selbstporträts in großformatigen Stoffbildern, bei denen der schwarze Faden sichtbar bleibt – eine generationenübergreifende Nähtechnik, die von den Frauen ihrer Familie in Kolumbien angewandt wird. Ihre Verwendung von Textilien, die die Negativform ihres Körpers darstellen, wird mit Anzaldúas Methode der „Autohistoria“ kombiniert. Tränen, Wasserfälle, Flüsse und Ozeane durchdringen ihre Körper, um Geschichten zu erzählen, die auf traumatischen wie auch angenehmen Erfahrungen von Migration und Selbstermächtigung als Person of Color in Deutschland basieren. Ausgehend von einer dekolonialen Perspektive sind ihre textilen Arbeiten Formen der Entfaltung körperlichen Wissens gewidmet, die über Rationalität wie Fühlen, Wahrnehmen und Sein hinausgehen. Sie ist stets auf der Suche nach einem neuen Bewusstsein, das den Körper als Akteur in einen möglichen Heilungsprozess einbezieht. Sophie Utikal lebt und arbeitet in Berlin.
Laure M. Hiendl: In Abeyance Konzert mit dem Ensemble KNM Berlin
Verräumlichter Klang als Ausdrucksform: Mitte April präsentiert Komponist*in Laure M. Hiendl an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zwei unterschiedliche, doch konzeptionell zusammenhängende Kompositionen im Radialsystem: Das NeoQuartet spielt „String Quartet No.2“ auf elektrischen Streichinstrumenten, die mit Samplern interagieren. Das Ensemble KNM Berlin spielt „In Abeyance“, ein instrumental-akustisches Ensemblestück. Beide Kompositionen sind Ausdruck von Hiendls intimer Artikulation queerer Nöte und Sehnsüchte, die ihre Form in der Zeitlichkeit der Stücke findet: Mit Sampling-Techniken bricht Hiendl die hierarchischen Strukturen akustisch-linearer Abfolgen zugunsten einer Gleichzeitigkeit des Klangmaterials auf und erzeugt so eine Art gleichberechtigten, räumlichen Klang. Das Quartett und das Ensemblewerk werden im Rahmen der Reihe „SENSE“ präsentiert, mit der das Radialsystem Machtverhältnisse innerhalb einer Geografie der Wahrnehmung erkundet.
In Abeyance
„In Abeyance“ (dt. „Im Schwebezustand“) ist kein Konzertstück im engeren Sinne, es ist der Versuch, ein ‚animiertes Stillleben‘ zu schaffen – eine Art Klangobjekt, das wie ein bewegter Stillstand in Zeit und Raum existiert und aus einer ähnlichen, sich aber ständig leicht verändernden Perspektive betrachtet werden kann. In einem langen Copy-and-Paste-Prozess hat Laure M. Hiendl aus winzigen Stücken bereits existierender Notationen eine Partitur zusammengesetzt, die Sampling-Techniken auf den instrumental-akustischen Bereich überträgt: das Ensemble KNM spielt auf analogen Instrumenten das, was sonst ein elektronischer Sampler abspielen würde. Das gesampelte Material ist ein Auszug aus Ralph Vaughan Williams Epilog aus seiner Oper „Hiob“. Die gesampelte Musik hat einen Umfang von etwa 2 Takten (~10 Sekunden) und umfasst das gesamte Material, das in den 42 Minuten von „In Abeyance“ enthalten ist.
Moving Across Thresholds: Foregrounding the background Workshop von Renae Shadler
Unsichtbare Schwellen der Macht: „Moving Across Thresholds“ (MAT) ist ein fortlaufendes Workshopformat der Choreografin Renae Shadler. Der Workshop beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von strukturellen, physikalischen oder anderen Grenzen in der alltäglichen Erfahrung und interpretiert sie als Schwellen, die zu einem anderen Denken und Handeln einladen. Der Workshop ist als Experimentierraum konzipiert: Die Teilnehmer*innen erkunden mit vollem Körpereinsatz, wie aus Einschränkungen neue Möglichkeiten sich zu bewegen und zu denken entstehen – und zwar durch eine breitere Beteiligung und Partizipation diverser Körper im Alltag. Das bereits vielfach erprobte Format kombiniert Bewegung, Philosophie und Aktivismus. Mitte April finden über zwei Tage verteilt vier Intensiv-Workshops im Rahmen der Reihe „SENSE“ statt, mit der das Radialsystem Machtverhältnisse innerhalb einer Geografie der Wahrnehmung erkundet.
Die vier Workshops im Radialsystem beschäftigt sich speziell mit dem Thema „Foregrounding the background“, also mit den unsichtbaren Barrieren, die Macht und Privilegien in der Beziehung zwischen Vorder- und Hintergrund markieren: Was hervorgehoben und was in den Hintergrund gedrängt wird, ist nicht zufällig, sondern das Ergebnis historischer Prozesse, dominierender pädagogischer Praktiken sowie systematischer Macht- und Unterdrückungsverhältnisse. Gemeinsam mit internationalen Künstlerinnen und Forscherinnen aus Berlin, São Paulo und Dar es salaam/ Tansania kehrt der Workshop dieses Verhältnis um: Was passiert, wenn der Hintergrund lebendig wird und seine Präsenz spürbar macht? Was wäre, wenn die Landschaft ein Teil von uns wird, so wie wir ein Teil von ihr sind? Was, wenn wir die Peripherie in den Mittelpunkt rücken?
Sa 23 04 2022 11:00 – 14:00Uhr
Sa 23 04 2022 15:00 – 18:00Uhr
Laure M. Hiendl: String Quartet No.2 / Konzert mit dem NeoQuartet
Verräumlichter Klang als Ausdrucksform: Mitte April präsentiert Komponist*in Laure M. Hiendl an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zwei unterschiedliche, doch konzeptionell zusammenhängende Kompositionen im Radialsystem: Das NeoQuartet spielt „String Quartet No.2“ auf elektrischen Streichinstrumenten, die mit Samplern interagieren. Das Ensemble KNM Berlin spielt „In Abeyance“, ein instrumental-akustisches Ensemblestück. Beide Kompositionen sind Ausdruck von Hiendls intimer Artikulation queerer Nöte und Sehnsüchte, die ihre Form in der Zeitlichkeit der Stücke findet: Mit Sampling-Techniken bricht Hiendl die hierarchischen Strukturen akustisch-linearer Abfolgen zugunsten einer Gleichzeitigkeit des Klangmaterials auf und erzeugt so eine Art gleichberechtigten, räumlichen Klang. Das Quartett und das Ensemblewerk werden im Rahmen der Reihe „SENSE“ präsentiert, mit der das Radialsystem Machtverhältnisse innerhalb einer Geografie der Wahrnehmung erkundet.
String Quartet No.2
Das zweite Streichquartett von Laure M. Hiendl ist für vier elektrische Streichinstrumente geschrieben, die mit vier Samplern interagieren – die Tonhöhe der Streichinstrumente steuert die Abspielgeschwindigkeit des Samplers. Das Audiomaterial stammt aus orchestralen Sample-Packs für Filmmusik, so dass die Musiker*innen des NeoQuartet mit ihren Streichinstrumenten jeweils die Wiedergabe eines ganzen Orchesters steuern. Winzige, sich ständig verschiebende Stücke von Klangmaterial erzeugen flirrende, oszillierende Klangbilder, die sich mehr über räumliche als über zeitliche Koordinaten bewegen.
Durchbrochen wird die Musik von einer Videoarbeit mit Text und Bild: Der Text von Künstler*in Jamie Shi ist als Reaktion auf Beiträge der Komponist*innen und Künstler*innen Wojtek Blecharz, Nico Navarro Rueda, Stellan Veloce und Weronika Wro Wrzesińska geschrieben. Das Video, eine Art dialogisches Overdub, ist eine Referenz an die Arbeit von Barbara Hammer, einer US-amerikanischen Filmemacherin und Pionierin des queer-feministischen Cinemas.
Symphony Of Intimacies Performance von Nguyễn + Transitory
Ein Chor der Körper: „Symphony Of Intimacies“ dokumentiert den fortlaufenden Arbeitsprozess von Nguyễn + Transitory, den das Duo 2018 mit dem Stück „Bird Bird, Touch Touch, Sing Sing“ begonnen hat. Die Performance, die Mitte April im Radialsystem im Rahmen der Reihe „SENSE“ präsentiert wird, erforscht mit fünf nicht-professionellen Performer*innen Verletzlichkeit, gegenseitige Abhängigkeit, Nähe, Desorientierung und Vertrauen als Formen kollektiven Widerstands.
Zusammen mit der Bühnenbildnerin Lina Oanh Nguyễn haben sie eine musikalische Architektur geschaffen, die ortsspezifisch und strukturabhängig ist – und auf Berührung basiert. Die Performer*innen Maoyi, Kamila Metwaly, Andrés Pinto Álvaro, Mieko Suzuki und Monica Vanesa Tedja erzeugen live und in Echtzeit Klänge, die durch Berührung entstehen. Ihre Körper verschmelzen mit ihren Instrumenten und leiten elektrische Ströme an einen modularen Synthesizer. Die Berührung ist integraler Bestandteil des Kompositions- und Aufführungsprozesses, sie wird selbst zum Instrument. Diese Dynamik löst klassische Hierarchien in der Konstellation Regisseur*in-Komponist*in-Darsteller*in auf und verschiebt die Beziehung zwischen den Rollen – hin zum Kollektiv.
Zusammen mit der Bühnenbildnerin Lina Oanh Nguyễn haben sie eine musikalische Architektur geschaffen, die ortsspezifisch und strukturabhängig ist – und auf Berührung basiert. Die Performer*innen Maoyi, Kamila Metwaly, Andrés Pinto Álvaro, Mieko Suzuki und Monica Vanesa Tedja erzeugen live und in Echtzeit Klänge, die durch Berührung entstehen. Ihre Körper verschmelzen mit ihren Instrumenten und leiten elektrische Ströme an einen modularen Synthesizer. Die Berührung ist integraler Bestandteil des Kompositions- und Aufführungsprozesses, sie wird selbst zum Instrument. Diese Dynamik löst klassische Hierarchien in der Konstellation Regisseur*in-Komponist*in-Darsteller*in auf und verschiebt die Beziehung zwischen den Rollen – hin zum Kollektiv.
To Speak Light Pours Out - Performance von Kate McIntosh
Kate McIntosh berührt mit ihrer Performance „To Speak Light Pours Out“, die im Rahmen der Reihe „SENSE – Geografien der Wahrnehmung“ im Radialsystem gezeigt wird, die ganze Fülle menschlicher Sinne: In einer immersiven Klangwelt aus Percussion und Stimme wird das Zuhören zur kinästhetischen Erfahrung. Polyrhythmische Beats erfassen den Körper, die schiere Kraft der Stimme wird sinnlich erfahrbar, Klang- und Sprachbilder überlagern sich. Ein Mix aus Rhythmen, Stimmen und Texten verschiedener Schriftsteller*innen, Komponist*innen und Performer*innen entwickelt eine Energie und Dynamik, die das Publikum in ihren Bann ziehen und eine ganze Bandbreite an Gefühlen auslöst – das Spannungsfeld reicht von Wut über Orientierungslosigkeit hin zu Glück und überschwänglicher Freude. „To Speak Light Pours Out“ ist politisch und poetisch, befreiend und anregend – ein Appell an die Lust auf Veränderung, Widerstand und den Glauben an das Mögliche.
Currents of Breath - Partizipative Praktiken & Klanginstallation
„Currents of Breath“ ist ein experimentelles Aufführungsformat an der Schnittstelle von Choreografie, Klangkunst und Körperarbeit-Workshop, das über die Verbindungen von menschlichen und mehr-als-menschlichen Rhythmen und Zeitverläufen entlang des Atems spekuliert. Gemeinsam mit der Atempraktikerin und Tänzerin Lisa Densem, der Klangkünstlerin Signe Lidén, der Choreografin und Performerin Su-Mi Jang, und dem Klangkünstler und Musiker Felix Claßen gestalten die Choreografinnen Miriam Jakob und Jana Unmüßig eine Installation, die durch einen Archipel aus Erfahrungsebenen, Klängen und Atempraktiken führt. Die sinnliche deep-listening Erfahrung von ozeanischen Rhythmen und Zeitebenen trifft auf eine kollektive somatische Wahrnehmungspraxis. Im Rahmen der Reihe „SENSE – Geografien der Wahrnehmung“ entsteht im Radialsystem ein partizipativer, experimenteller Hör- und Denkraum, in dem das Zusammen-Atmen als physische und imaginative Kraft erfahrbar wird.
Fr 25 02 2022 17:30 Uhr
Sa 26 02 2022 17:30 Uhr
So 27 02 2022 12:00 Uhr
Unter: Billy Bultheel und Viviana Abelson
In ihrer ersten Zusammenarbeit mit dem Titel „Unter“ im Rahmen von DISAPPEARING BERLIN x RADIALSYSTEM präsentieren der Komponist Billy Bultheel und die Bildende Künstlerin und Instrumentenbauerin Viviana Abelson einen ortsspezifischen Abend im Wellenbad am Spreewaldplatz in Berlin-Kreuzberg. Die postmoderne Schwimmhalle mir ihrem dreigliedrigen Bau, 1987 von dem Architektenbüro Christoph Langhof gebaut, ist für beide Künstler*innen Inspiration und Ausgangspunkt für ihre Arbeiten. Der Bau soll im kommenden Jahr unter Beibehaltung seiner einzigartigen gestalterischen Elemente saniert werden.
Der dreiteilige Abend erstreckt sich über mehrere Becken des Wellenbads am Spreewaldplatz. Abelsons skulpturale und instrumentale Interventionen treffen auf Bultheels ortsspezifische Komposition für vier Musiker*innen, wobei sich das gemeinsame Interesse der beiden Künstler*innen an der Präsenz des Raums im Klang und umgekehrt zeigt.
Sa 13 11 2021 16:00 Uhr
Sa 13 11 2021 18:00 Uhr
Sa 13 11 2021 21:00 Uhr
Komposition: Billy Bultheel
Instrumentenbau: Viviana Abelson
Percussion: Alexander Iezzi und Andie Stecher
Flöte: Rebecca Lane und Adam Sinclaire
Serpent: Max Murray
SKIN: Performance von Renae Shadler & Collaborators
Jeder Körper hat eine eigene Identität in Bezug auf die Haut, deren Textur sich konstant durch den Kontakt mit anderen Menschen verändert… Den Auftakt der neuen Programmreihe „SENSE“, mit der das Radialsystem Machtverhältnisse in einer Geografie der Wahrnehmung erkundet, gestaltet Mitte Juli das mixed-abled Tanzstück „SKIN“: Performt von Roland Walter, einem Tänzer mit Ganzkörperlähmung, und der Tänzerin und Choreografin Renae Shadler schafft „SKIN“ ein eigenes Universum, in dem sich ihre beiden unterschiedlichen Körper einander näherkommen. Das intime Duett überschreitet die physischen Grenzen der Performer*innen und imaginiert eine gemeinsame poetische Bewegungssprache. „SKIN“ erkundet neue Wege, miteinander in Beziehung zu treten, vertieft unsere Fähigkeit, zwischen unterschiedlichen Arten von Erfahrung hin und her zu gleiten und macht physisch erfahrbar, wie unsere Umwelt uns gleichermaßen formt und von uns geformt wird.
Fr 16 07 2021 19:00 Uhr
Sa 17 07 2021 19:00 Uhr
So 18 07 2021 19:00 Uhr
Präsentiert von Renae Shadler & Collaborators
Konzept und Performance Renae Shadler und Roland Walter
Künstlerische Leitung und Choreografie Renae Shadler
Sound Design Samuel Hertz
Bühne und Köstum Judith Förster
Licht Emese Csornai
Künstlerische Begleitung Mirjam Sögner
Produktionsleitung ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
BLINK mini unison intense wail: Performance von Michelle Moura
Zum Auftakt der neuen Programmreihe „SENSE“, mit der Machtverhältnisse in einer Geografie der Wahrnehmung erkundet werden, präsentiert das Radialsystem die Performance „BLINK mini unison intense wail“, in der die Choreografin und Tänzerin Michelle Moura gemeinsam mit der Tänzerin Clara Saito Rhythmen des Blinzelns und daraus resultierende Veränderungen der Wahrnehmung er-kundet. Starke Gefühle, die zwischen Glück und Traurigkeit oszillieren, tauchen inmitten zunehmend ekstatischer Klänge auf. Der Tanz der Augenlider nimmt die Gesichter und Körper der beiden Performerinnen in Beschlag, während sie sich zu einem Höhepunkt hocharbeiten, der im Publikum kein Auge trocken lässt.
„BLINK mini unison intense wail“ ist eine Herausforderung an das Unmögliche, in seinem Bestreben, die unwillkürliche, unkontrollier-bare Bewegung der Augen und der Augenlider zu choreografieren. Engel, Sirenen, schamanische Geister, Manga-Figuren… die beiden Performerinnen bauen ein betörendes Crescendo auf, während sie sich nach und nach den hypnotisierten Augen der Betrach-ter*innen immer deutlicher offenbaren. Schon der Titel bietet meh-rere offene Lesarten, welche Intention hinter der Handlung auf der Bühne stecken könnte…
Fr 16 07 2021 20:30 Uhr Deutschlandpremiere
Sa 17 07 2021 20:30 Uhr
Konzept Michelle Moura
Performerinnen Clara Saito und Michelle Moura
In Zusammenarbeit mit Clara Saito und Lisa Vereertbrugghen
Dramaturgie Alex Casal
Klangerzeugung Rodrigo Lemos
Ton (öffentlicher Eingang) Steve Martin Snider
Klangperformance Kaj Duncan David
Licht Lucas Amado
Licht-Performance Annegret Schalke
Kostüm Lisa Vereertbrugghen
Berater*innen Elisabete Finger, Jeroen Fabius und Katerina Bakatsaki
Koproduktion Bienal SESC São Paulo DasArts, Vertrieb Something Great
Unterstützung La Bamba (Candida Mon-te und Wellington Guiti)
Scores for Pleasure - Workshop
Strategien für das Navigieren von Vergnügen… Während des zweitägigen Workshops „Scores for Pleasure“ erarbeitet der Performer und Choreograf Przemek Kamiński gemeinsam mit den Teilnehmer*innen eine Reihe von Partituren, die Freude an der Bewegung bereiten und den Genuss sinnlicher Erfahrung stimulieren. Für diese (Wieder-)Entdeckung des Vergnügens in Beziehung zu sich selbst und andere kombiniert Kamiński Elemente verschiedener somatischer Praktiken, Improvisationsaufgaben sowie Körperarbeits- und Entspannungstechniken. Die während des Workshops praktizierten Partituren bilden einen Katalog von Werkzeugen, die von den Teilnehmer*innen weitergeführt und in ihren Alltag, ihre Praxis und künstlerische Arbeit eingebunden werden können. Der Workshop findet im Rahmen des Auftaktwochenendes der neuen Programmreihe „SENSE“ statt, mit der das Radialsystem Machtverhältnisse in einer Geografie der Wahrnehmung erkundet
„Scores for Pleasure“ ist als hybrides choreografisches Projekt angelegt: Neben dem Workshop wird im September 2021 eine Open-Source-Online-Plattform gelauncht, mit 20 Auftragspartituren eingeladener Künstler*innen.
Sa 17 07 2021 10:00 Uhr
So 18 07 2021 10:00 Uhr
Workshop von und mit: Przemek Kamiński
Body Time Space-Residenz: André Uerba - Filmpräsentation
Berührung, Nähe, Zusammensein – eine choreografisch-performative Untersuchung zur Praxis des Berührens: Im Rahmen der „Residenzförderung für Berliner Tanzschaffende“ startete Ende April 2021 die dritte und letzte „Body Time Space“-Residenz im Radialsystem. Sie wird von dem in Berlin lebenden portugiesischen Tänzer und Choreografen André Uerba gestaltet. Als Co-Resident*innen hat er die Künstler*innen emeka ene, Jorge De Hoyos und Michelle Moura eingeladen. Die Residenz erstreckte sich über vier Wochen im April und Juni 2021. Bei einer Filmpräsentation mit anschließendem Gespräch gewährt André Uerba am 17. Juli Einblick in seine Arbeit.
Sa 17 07 2021 19:00 Uhr
Filmpräsentation mit anschließendem Gespräch
Residenz André Uerba
Co-Resident*innen emeka ene, Jorge De Hoyos und Michelle Moura
Rhythms Studies #1 Bia Kut Si - Radioshow von Elsa M‘bala aka AMET
In der Radioshow „Rhythms Studies #1 Bia Kut Si“ begibt sich die Musikerin Elsa M‘bala aka AMET auf die Spuren von „Bikutsi“, einer beliebten und weitverbreiteten Musikrichtung Kameruns. Ursprünglich erfunden wurde sie von Frauen, die die Musik zu unterschiedlichen Anlässen spielten, um – unter Ausschluss von Männern – ihre Freuden, Schmerzen oder sexuellen Erfahrungen miteinander zu teilen. Die Bezeichnung „Bia Kut Si“ stammt aus dem Beti, einer Sprache Zentral-Kameruns, und bedeutet übersetzt in etwa „Wir stampfen auf den Boden“ – was zugleich die typische Tanzbewegung zur Musikrichtung beschreibt. Zentrales Thema der Radioshow sind vier kamerunischen Musiker*innen(-Gruppen), die die Kindheit von Elsa M‘bala aka AMET geprägt haben: Mbarga Soukouss, Anne Marie Nzie, Brice Wassy und Les Têtes Brulées.
Zum Auftaktwochenende der neuen Programmreihe „SENSE“, mit der das Radialsystem Machtverhältnisse in einer Geografie der Wahrnehmung erkundet, werden auf der Terrasse des Radialsystems mehrere Soundstationen installiert, an denen die Radioshow über alle drei Abende hinweg, gehört werden kann. Produziert wurde „Rhythms Studies #1 Bia Kut Si“ während Elsa M‘balas Residenz bei Amplify Berlin, im Juni 2021.
Fr 16 07 2021 19:00 Uhr
Sa 17 07 2021 19:00 Uhr
So 18 07 2021 19:00 Uhr