Elisabete Finger – Artist in Residence 2023
Performance / Tanz Gespräch
Elisabete Finger ist eine brasilianische Choreografin und Performerin und lebt in Berlin. Sie untersucht die Materialität und Anatomie von Körpern und Dingen und legt Texturen, Dichten, Formen und Flüssigkeiten im Spannungsfeld zwischen Freude und Irritation frei. Durch die Kollision verschiedener Materialien experimentiert Finger mit Empfindungen, Erotik und sozialen oder kulturellen Erwartungen. Sie studierte Jura / Public Politics in Brasilien, Tanz und Choreografie an verschiedenen Orten wie dem Essais-Programm am CNDC d'Angers (Frankreich) und dem MA SODA (UdK/HZT, Berlin). 2021/2022 war Finger Stipendiatin der Martin-Roth-Initiative.
Fingers persönliche Geschichte steht exemplarisch für die politische Diffamierung und Instrumentalisierung zeitgenössischer Kunstformen und ihrer Akteur*innen durch eine global erstarkende radikale Rechte – in diesem spezifischen Fall durch die Regierung Jair Bolsonaros in Brasilien. Es ist kein Zufall, dass gerade jene Kunstformen, die sich kritisch mit dem Körper und seiner sozialen und politischen Verfasstheit, seiner Beziehung zur Umwelt und zu anderen Körpern auseinandersetzen, im Zentrum der politischen Repression stehen. Das emanzipatorische und transformative Potenzial, das von diesen künstlerischen Ansätzen ausgeht, entwickelt auch jenseits der Kunst eine gesellschaftliche Wirkung und stellt daher im besonderen Maße für undemokratische Denkweisen eine Bedrohung dar.
2023 hat das Radialsystem sein seit zwei Jahren existierendes Residenzprogramm „Body Time Space“ um eine einjährige „Artist in Residenz“ Position im Rahmen des Fellowship-Programms „Weltoffenes Berlin“ erweitert. Als erste Künstlerin ist die brasilianische Choreografin und Performerin Elisabete Finger bei uns zu Gast. Gemeinsam mit assoziierten Künstler*innen ist sie im Rahmen von mehreren Studiophasen im Radialsystem aktiv. Am 21. & 22. Oktober 2023 präsentierte die Künstlerin in einem Showing die Videoreihe "Histories of Gestures" und die Performance "RUN FAST, BITE HARD". Im Anschluss sprach sie mit unserem künstlerischen Leiter Matthias Mohr über ihre künstlerische Praxis.