Über 800 Bewerbungen aus mehr als 100 Ländern gingen für die 8. Ausgabe des internationalen Mentorship-Programms „Forecast“ ein. Daraus haben die sechs Mentor*innen jeweils drei Projekte ausgewählt, die an drei Tagen beim „Forecast Forum“ Mitte Juli im Radialsystem präsentiert werden. In einer abwechslungsreichen Veranstaltung stellen die 18 Nominees sich und ihre inspirierenden, grenzüberschreitenden Arbeiten vor, die von Performances über Filme, Talks und Konzerte reichen.

Im Anschluss an das Forum wählen die Mentor*innen je ein Projekt aus, das sie über acht Monate betreuen werden. Die sechs Projekte werden bis zu ihrer Realisierung kuratiert und auf dem „Forecast Festival“ im März 2024 präsentiert.

Die Mentor*innen der achten Ausgabe sind die Lyrikerin und Wissenschaftlerin Gabeba Baderoon (Südafrika), der Künstler Roee Rosen (Israel), der Schlagzeuger Greg Fox (USA), der Modedesigner Irakli Rusadze von Situationist (Georgien), die Fotografin Mila Teshaieva (Ukraine) und der Performancekünstler Yuya Tsukahara (Japan).

Troubled Humor and Tainted Beauty

Roee Rosen ist ein israelisch-amerikanischer Künstler, Filmemacher und Schriftsteller und bekannt für seine vielschichtigen, provokativen Arbeiten, die die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion durchbrechen. Als Forecast-Mentor lädt er drei Künstler*innen- Gruppen zum Forum ein, die sich filmisch und performativ mit Grauzonen beschäftigen und auf komödiantische Weise mit Verschwörung, kulturellen Widersprüchen, Stigma und Tabus arbeiten: Walter Solon (Brasilien/Deutschland), Selin Davasse und Lucinda Dayhew (Türkei und Australien), Gustavo Gomes (Brasilien/Deutschland).

Voluptuous Silence and Sociality in Poetry

Die preisgekrönte südafrikanische Lyrikerin und feministische Wissenschaftlerin Gabeba Baderoon versucht der Stille eine Stimme zu verleihen und treibt Sprache als politische Reflektion weit über das Selbst und seine Körperlichkeit hinaus. Die drei von ihr nominierten Dichterinnen, verweben ihre von Migration und Vertreibung geprägten Familiengeschichten zu Erzählungen über Trauma, Neufindung und -erfindung: Juliana Sokolová (Slowakei), Marcela Huerta (Kanada), Suji Kwock Kim (USA).

Rhythmic Excavation

Greg Fox ist Multi-Instrumentalist, interdisziplinärer Künstler und als Schlagzeuger auf zahlreichen Alben vertreten. Fox hat für das Forum drei Projekte ausgewählt, die Rhythmus zum Erforschen von Raum und Zeit nutzen – sei es in Form von Musik oder Kunst. Seine Nominees verfolgen astronomische, digitale und philosophische Ansätze und bewegen sich zwischen Komposition, Forschung und Performance: Alex Grübler (Deutschland), Carlos Gutiérrez (Bolivien), Whitney Johnson (USA).

Sartorial Identities

Mentor Irakli Rusadze ist Kreativdirektor und Mitbegründer des in Tiflis ansässigen Labels SITUATIONIST, das sich jährlich auf der Pariser Modewoche präsentiert. Sein Interesse gilt Designer*innen, die mit ihren Kollektionen verschwenderische Praktiken und konsumtive Aspekte des Marktes reflektieren und gängige Trends unterlaufen. Itala Aguilera (Italien/Mexiko), Aidan Jayson Peters (Südafrika) und Tim van der Loo (Niederlande) arbeiten mit Klang, KI, dem kollektiven Moment von Mode und Überresten als Material.

From Questions to Images

Die ukrainische Fotografin und Filmemacherin Mila Teshaieva nimmt Identität und ihre Konstruktion in den Fokus und untersucht Übergangsprozesse in postsowjetischen Gesellschaften. Die Übersetzung von öffentlichen und privaten Geschichten in eine fesselnde visuelle Erzählung verbindet sie mit ihren drei Nominees, die sich mit den Auswirkungen des Kriegs auf Kunst, urbane Cliquen und Milieus oder einem feministischen Blick auf das Altern beschäftigen: Anastasiia Kalyta und Mykhailo Bogachov (Ukraine), Mari Kalabegashvili (Georgien), Paola de Grenet (Italien) in Kooperation mit Jane Darroch Riley und Sarah Davidson.

Post Punk Performance

Der japanische Performer, Regisseur und Choreograf Yuya Tsukahara ist Mitbegründer des Kollektivs contact Gonzo, das durch seine Improvisationsperformances international bekannt wurde. Er lädt drei Nachwuchskünstler*innen zum Forum ein, die in ihrer Performancekunst den Rahmen des Performens spielerisch zerlegen: Fabian Krestel (Deutschland), Richard McReynolds (UK) und Victor Artiga Rodriguez (El Salvador) operieren transdisziplinär mit artistischen, klanglichen und digitalen Elementen und verarbeiten dabei Themen wie die Klimakrise oder geistige und körperliche Überreizung in gemeinsamen Live-Erlebnissen.